Im Advent gehört es zwingend zu meinem Ritus, mindestens 3 Advent-/Weihnachtsmärkte aufzusuchen. Begründung folgt später.

Der 1. Advent naht und ich stelle mich darauf ein, am 2. Dezember ein oder zwei Märkte aufzusuchen. Da setzt mir Hartmut den Floh ins Ohr, doch am Herbstwaldlauf des Tegeler Forst teilzunehmen. Start um 1000 Uhr. Ich bin nun in der Zwickmühle. Da wir sonntags ohnehin um 0900 Uhr unser Regeltraining abspulen, wäre die Teilnahme doch ein schöner Ersatz. Und dem stimme ich zu und, also nix mit Adventsmarkt. Hartmut und Monika (als Claqueurin) holten mich ab und das crossige Gelände (11 km) wurde unter die Laufschuhe genommen. Mein Umschwenken hatte sich dann aber gelohnt. In meiner Altersklasse durfte ich wieder ganz oben auf dem Treppchen stehen und auch für Hartmut lief es prima. Er durfte in seiner Altersklasse nur eine Stufe tiefer Platz nehmen. Glücklich verließen wir medaillenbehängt die Sportstätte und Hartmut brachte mich wieder nach Hause.

Diesmal musste er keinen Umweg einplanen, denn ich bin ja nun wieder Tegeler geworden (endlich – denn ich war ja von 1977 bis 1998 schon mal Tegeler). Und mir ist damals der Weg-/Umzug an den Rand von Reinickendorf ziemlich schwer gefallen.

 

Nach dem Duschen schaue ich zufällig auf meine Uhr. 1330 Uhr! Da wäre ja noch Zeit den Adventsmarkt im Diakoniezentrum Heiligensee aufzusuchen, der noch bis 1800 Uhr geöffnet hat. Also flugs wieder in wärmere Kleidung und auf zur Haltestelle. Der Bus 124 hält fast vor meiner Haustür und ein Haltepunkt ist auch das Diakoniezentrum in Heiligensee.

 

Jetzt zu der o.a. Überschrift/Begründung.

 

Ich bin ein Vanillikipferl-Fan. Aber es kommen nur die in Frage die von Omis oder Mamis, oder fast erwachsenen Enkelinnen/Töchtern „komponiert“ werden. Von meiner Mutter bin ich dahingehend geschmacklich sehr verwöhnt worden. Und nur auf kleinen, beschaulichen  Weihnachts-/Adventmärkten besteht die Chance „hausgeback“ Vanillikipferl zu erstehen.

 

Ich steuere den dritten Stand an. Beutel voller Kipferl „lachen“ mich an. (und auch die Mama und vermutlich deren Töchter). Meine Frage: „Sind die von Mama oder Oma gemacht?“ bejahen sie zum Teil, denn sie legen Wert auf die Festellung, dass sie (Tochter und Freundin?) die Nacht durch mit gebacken haben. Ich glaube ihnen, denn die Formen der Kipferl sind manchmal etwas „abstrakt“ geraten. Aber das ist meistens ein sicheres Zeichen, dass sie hausgemacht sind. Ich kaufe einen

 

Beutel. Ich kann’s nicht erwarten und öffne mit spitzen Fingern die Zierschleife und fummele ein Kipferl aus der Tüte und ab in den Mund. „Köööööstlich“, genau richtig. Ich bin glücklich und starte weiter meinen Marktrundgang. Gönne mir eine Thüringer Bratwurst. Ich brauchte ja was für meinen Magen, denn meine Mittagsmahlzeit war ja ausgefallen und die Magenwände meldeten sich. Und dann war erst der Glühwein dran. Und während ich so schlendere, stand ich auf einmal wieder vor dem Stand mit den Kipferln und der Mama und den Mädchen dahinter. Ich teile ihnen mit wie köstlich ihre Kipferl sind und sie danken lächelnd. Und „schwupp“ schon hatte ich die nächste Tüte eingekauft. Lachend verabschieden wir uns. Und ich wandle weiter über den Markt (nicht im „Winterwald“). Und nach einer viertel Stunde stand ich irgendwie schon wieder vor dem Stand mit dem reizenden „Personal“. Und was soll ich sagen, bzw. schreiben, schon wieder war eine Tüte in meinen „Säckel“ verschwunden. Allgemeines Gelächter unter uns Vieren. Ich habe mich dann doch endlich mit der Bemerkung verabschiedet: „Leider werden die Kipferl das Weihnachtsfest nicht erleben. Ich werde mich wohl nicht beherrschen können.“ Verstehend lachend pflichteten mir die Drei bei. Ich verabschiede mich und die Drei wünschen mir eine wunderschöne Adventszeit. Ich muss feststellen, selten bin ich so reizend in die Adventszeit entlassen worden.

 

Nachtrag:

 

Und sollten die Kipferl zu schnell verzehrt sein, dann werde ich Melanie „becircen“ Vielleicht erbarmt sie sich meiner. Denn sie kann das Vanillin auch toll backen.

 

Udo Oelwein